Rettet das Wort - Folge 3

Logo Lichtung
Seitenbild

Eine trinkfertige Tasse Tee. Ein langes Gespräch mit Freunden. Ein Buch mit Witz, windigen Gestalten oder wohligem Gruseln. All dem bin ich beileibe nicht abhold – und die doppelte Verneinung ist für all meine kleineren Alltagsfreuden durchaus verstärkend gemeint. Ich würde nie sagen, dass ich einer Sache "hold" bin (und nur in seltenen Fällen bin ich ein Unhold).

Wussten Sie übrigens, dass laut Grimms Wörterbuch "unhold" weniger stark sein soll als "abhold"? Vermutlich würde heutzutage auch ein Ausruf "Sie Unhold!" höchstens die Lachmuskeln angreifen.

"Hold" wäre früher übrigens zugetan gewesen, treu ergeben, auch und gerade im Sinne eines Dienerverhältnisses. Hat sich das abgenutzt, weil heutzutage Macht zwar weiter existiert, aber die Herrschaftsformen nicht mehr so angesprochen werden wollen, die Hierarchien zwar flach scheinen, aber die Bezahlungs- und Vermögensunterschiede fortbestehen? Oder wollen wir uns weniger abhängig von anderen definieren, individualistischer? Und sprechen dann – bewusst im Scherz – von der "Holden" als der Partnerin?

Passt da "beholden to no one" mit hinein? Vom Sinn her ja, die Etymologie greift hier aber tatsächlich vom "Greifen" her (to hold).

Möge das Glück uns hold sein! Rettet das Wort - und verschiebt die Grenzen eurer Sprache.